Thomas Schmidt

Eigentlich wollte der Oberösterreicher Pilot werden, doch seine Berufung lenkte ihn auf andere Wege. Über ein jugendliches Intermezzo als Graveur von Ritterrüstungen im italienischen Rubino kam er schließlich zur HTL in Steyr. Dort erlernte der 18-Jährige die Kupferstecherei, die ihn bis heute in der Österreichischen Nationalbank in- und ausländische Banknoten schaffen lässt. Sowohl die österreichischen Schilling- als auch die Euro-Scheine tragen die Handschrift des wohl letzten Kupferstechers Österreichs. Unabhängig von den beruflichen Lebenswendungen blieb die Malerei immer eng an seiner Seite. In den 70er Jahren begann Thomas Schmidt schließlich, die Kunst ernsthaft zu erlernen und zu begreifen. Zehn Jahre an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ließen ihn mit Arik Brauer, Rudolf Hauser und später in Irland mit Gottfried Helnwein zusammentreffen.
„Der Dotter gibt der Farbe das Fett“
Im Gewölbe des kleinen, hellen Ateliers riecht es nach Harz, Terpentin, Mohnöl und auch irgendwie nach Ei. „Ja, der Dotter gibt der Farbe das Fett und das Eiweiß macht sie wasserfest. Und Mohnöl verhindert die schnelle Trocknung, man kann vor allem bei größeren Bildern länger ‚nass in nass‘ arbeiten.“ Thomas Schmidt malt, als ob er soeben der Renaissance entstiegen ist. Und wenn er über die Malerei spricht, sieht er mit seiner blonden Lockenmähne auch genau so aus – leidenschaftlich, wissbegierig, begeistert auf der Suche, Neues zu entdecken: „Was ich weiß, ist ein Tropfen. Was ich nicht weiß, ist ein Ozean.“ Dass er jeden Tag um 4.30 Uhr aufstehen muss, um nach Wien in die Arbeit zu fahren, wird nur nebenbei erwähnt. Genauso, dass er mehr als 200 Stunden am Kupferstich einer 2 x 1 cm großen Briefmarke wie jener der Sonderedition „Falco – Rock me Amadeus“ arbeitet.
Malen mit beiden Händen
Die meisten seiner Bilder, deren Pinselstriche er sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand führt, haben keine Namen. Sie zeigen bestimmte Augenblicke aus der Natur, die der Maler für uns übersetzt. Barbara Schmidt, Juristin und Ortsvorsteherin von Nonndorf, über ihren Mann: „Thomas sieht seine Arbeit nicht als Kunst. Vielleicht lässt sich sein Tun am ehesten damit beschreiben, dass das Auge das Fenster seiner Seele ist, so wie es Leonardo da Vinci beschrieben hat. Er lässt uns seine Bilder mit seinen Augen sehen – aber er lässt uns auch die Freiheit, mit unserem eigenen Inneren zu schauen.“