Otto Lechner
Otto Lechner lebt in einer der Jahrhundertwende-Villen gegenüber des Garser Bahnhofes. Gemeinsam mit der Schweizer
Schauspielerin und Sängerin Anne Bennent hat sich Österreichs bekanntester Akkordeonist mehr als drei Jahre Zeit gelassen,
das wunderschöne Gebäude zu sanieren – eine „friedliche Baustelle“, sagt Otto Lechner heute zufrieden, „es ist alles recht
glatt gegangen.“
Bald hielt der Knirps ein Akkordeon in Händen, die Leidenschaft wurde hörbar, ungewöhnlich intensiv. „Bei der Großtante hab‘ ich gespielt und ihr Kanarienvogel sang mit – aus vollem Hals, wie er noch nie in seinem Leben zuvor gesungen hatte.“ Bis er tot vom Sprießerl fiel.
Und der Zuhörer ist froh über den Gedanken, dass Otto Lechner wohl nie etwas „völlig anderes“ machen kann...
Villa zwischen Bahnhof und Wald
Die Söhne Felix und Anton gehen in Gars
und in Langenlois in die Schule. Otto Lechner und Anne Bennent pendeln zwischen ihren in- und ausländischen Auftritten und
der Garser Villa. „Für mich ist es wichtig, einen guten Verkehrsanschluss zu haben“, sagt Lechner, der seit seinem 16. Lebensjahr
blind ist. „Und den Garser Bahnhof kann ich sehr gut erreichen, genauso wie den Wald hinter dem Haus, wenn mir danach ist.“Musik nicht in die Wiege gelegt
Die Musik wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Doch wenn
der Bub aus dem Hause eines Transportunternehmers die Blasmusik seines Heimatortes Gansbach bei Melk hörte, machte sich ein
glückliches Grinsen im Kindergesicht breit. „Ich hab‘ das als etwas Besonderes empfunden, schon damals war die Leidenschaft
für die Musik da.“Bald hielt der Knirps ein Akkordeon in Händen, die Leidenschaft wurde hörbar, ungewöhnlich intensiv. „Bei der Großtante hab‘ ich gespielt und ihr Kanarienvogel sang mit – aus vollem Hals, wie er noch nie in seinem Leben zuvor gesungen hatte.“ Bis er tot vom Sprießerl fiel.
„Meine Stilmischung – wie ein Radio“
„Eigentlich
wollt ich Jus machen, das hätte zumindest die Mama gerne gesehen.“ Doch kurz nach der Matura bat ihn sein langjähriger Freund
Josef Hader, als Pianist in seinem Kabarettprogramm mit ihm auf Tour zu gehen. Und so setzte sich die Musik in Otto Lechners
Biografie durch. Er tauchte schließlich mit seinem Akkordeon in die multikulturelle Wiener Musikszene und bewegt sich nun
zwischen Jazz, Weltmusik, Literatur und seiner bis heute hellwach gebliebenen Leidenschaft. „Durch meine Art der Unbildung,
die sich in alle Richtungen erstreckt, ist eine Stilmischung entstanden, die mich sehr wendig gemacht hat – zwischen Jazz
und freier Musik, Rock und Volksmusik, nicht wirklich einzuordnen, alles gespielt, alles vermischt – wie ein Radio“.Etwas völlig anderes machen?
Für seinen dritten Lebensabschnitt spielt der Ausnahmemusiker mit
dem Gedanken, „etwas völlig anderes zu machen – weg von der Musik“. Kaum ausgesprochen, zweifelt er daran, denn „das, was
ich jetzt mache, gibt Intensität und Zufriedenheit. Das ist schon Luxus.“ Otto Lechner erzählt von Literatur-Lesungen, die
er mit dem Akkordeon bestreitet, vom 13. Akkordeon-Festival, das er gerade mitgestaltet, vom Akkordeon-Orchester mit derzeit
16 Mitgliedern, das er auf die Beine stellt, von der neuen CD, die in der nächsten Zeit in der Garser Villa entstehen wird
– erzählt‘s, greift zum Akkordeon und spielt.Und der Zuhörer ist froh über den Gedanken, dass Otto Lechner wohl nie etwas „völlig anderes“ machen kann...